Der Salon

Salon suggeriert einen Ort, wo man sich zum Kennenlernen und geistigen Austausch in geselliger Atmosphäre trifft – ein Nachklang an die Pariser und Berliner Salons von einst. Die Themen waren der Philosophie und ihren Wissenschaften gewidmet.

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Optisches Kabinett

Das Optische Kabinett wurde als Lehr-Museum eingerichtet. Erfahren Sie, wie eine optische Täuschung funktioniert oder schauen Sie sich einen rustikalen Fernschreiber aus dem letzten Jahrhundert an. Erleben Sie auch, wie Elektrizität und vieles mehr entsteht.

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Mögen wir die Amerikaner eigentlich nicht? Oder sind unsere Gefühle nur ambivalenter Art?  Oder plappern wir Klischees nach? Machen wir eine Bestandsaufnahme, was uns gefällt, oder auch nicht (s. Vortrag von Matthias Eigelsheimer Nordamerika – ein Kontinent der Unkultur? Philosophischer Salon Frankfurt am Main,  2. September 2015)

In Deutschland hat die zweckfreie Allgemeinbildung einen hohen Stellenwert. In der Schule werden wir erzogen nach dem humanistischen Bildungsprinzip, eingeführt von Wilhelm von Humboldt um 1800. Wir haben auch eine lange Tradition des Handwerks. Wir fühlen uns in der abendländischen Kultur geborgen. Im Amerikanischen existiert kein griffiges Wort für Allgemeinbildung. Bildung im Sinne Humboldts ist fremd. Der Amerikaner lernt sich das notwendige Wissen an, das er im Leben braucht. Unter education versteht er zweckgebundene Ausbildung, nicht zweckfreie Bildung. Er strebt eine Karriere an, oder er lernt einfach etwas mehr dazu to get a better job. Das Handwerk hat in Nordamerika keine Tradition.

Die rein utilitaristische Sicht auf den Erwerb von Kenntnissen ist wiederum dem Deutschen fremd. Will man sich in Nordamerika über Aristoteles unterhalten, muß man sich einen Spezialisten für griechische Philosophie suchen. Der Nachbar, der seinen Rasen mäht, hat nichts von Aristoteles gehört. Er hat auch keine Ahnung, wie es in Europa zugeht. Er liest nicht. Er guckt fern, nach Mitternacht auch Porno. Das muß einem nicht imponieren. Der Amerikaner ist aber nett, er läßt sich anfassen. Er ist durchaus gesprächig, hat Humor, hört interessiert zu, wenn man erzählt – auch wenn es um Aristoteles geht. Das Problem ist: Ein geistig regsamer Einwanderer aus Europa wird sich in Amerika rasch einsam fühlen.  Wenn es schon sein muß, dann sich am besten in New York, Chicago oder Boston ansiedeln.

Die schwerreichen Carnegies oder Rockefellers waren großzügige Mäzene. Sie begründeten Universitäten, Sternwarten, Museen, Kunstgalerien – und immer wieder Colleges. Das muß man positiv bewerten. Auch in Deutschland gab es unter Industriellen generöse Spender. Beispielhaft waren indessen soziale Projekte für Betriebsangehörige (Vorbild: die Fuggerei in Augsburg aus dem 15. Jahrhundert). Dieser Aspekt der Fürsorge ist dem Amerikaner fremd. Er hat auch kein Verständnis für eine Gesundheitsreform. Das gehört zu seinem Verständnis von Freiheit: Sich selbst zu helfen. Die Idee eines Sozialstaats ist ihm zuwider. Man mag dem zustimmen oder nicht – es lohnt sich darüber nachzudenken. Es wird auch bei uns schon diskutiert: Wie weit darf man die staatliche Unterstützung  treiben, ohne die Eigeninitiative zu lähmen? Grundsätzlich gilt: Entgelt für Leistung ist dem Almosen vorzuziehen.

Auf die Französische Revolution halten wir große Stücke. Libertée, egalitée, fraternitée, das klang gut in jenen Tagen. Es war eine blutige, eine Schreckenszeit, zugegeben. Aber eben auch die Wiege unserer Menschenrechte. Dazu eine historische Randnotiz: Die Französische Revolution begann 1789 mit dem Sturm auf die Bastille. Die amerikanische Verfassung wurde 1787, also zwei Jahre früher, verkündet. Von 1776-85 hielt sich Benjamin Franklin als Botschafter der Vereinigten Staaten in Paris auf. Beide Länder waren in Freundschaft verbunden. Man darf annehmen, die amerikanische Demokratie war in den anti-royalistischen Kreisen Frankreichs anregender Gesprächsstoff. Konnten wir schon damals von Amerika lernen?

Let's do it. Ich glaube daß unsere Nation das Ziel erreichen sollte, noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond zu landen und ihn sicher wieder zur Erde zurück zu bringen…(John F. Kennedy). Sie schafften es am 20. Juli 1969.  

Die provozierende Frage USA – ein Kontinent der Unkultur? zielt auf den Fetisch der puren Nützlichkeit. Der amerikanische Durchschnitt lebt bildungsfern, der Intellektuelle im Prinzip auch. Die Sicht hellt sich auf, wenn man den Begriff Kultur anthropologisch sieht. Primitiven Eingeborenen gesteht man Kultur zu, warum nicht auch dem amerikanischen Volk seinen American way of life... ? Und der Amerikaner bringt aus seinem Schmelztiegel ja auch Kulturgut hervor! Lange vor dem Zweiten Weltkrieg gab es schon eine jüdische Immigration. Die Jüdische Intelligenz  wurde zur  Essenz  amerikanischer Geistigkeit. Und ist sie nicht erstaunlich, die Metamorphose afro-amerikanischer Sklaven zu Gospel-Sängern und Schöpfern des Jazz? Oder die Trecks der Pioniere: Sie schenkten der Welt den Wilden Westen. Die Eisenbahn wurde ersonnen in England, wenige Jahrzehnte danach durchzogen in Nordamerika Schienenstränge die riesigen Entfernungen von Ost nach West. Das war tatkräftiges Umsetzen in Praxis, eine neue Wirklichkeit. Der Vergleich mit Hellas und Rom drängt sich auf - der ingeniöse Erfinder und der praktische Ingenieur. Amerikanische Kultur: Klar, das ist auch Hollywood. Und es ist Disney-Land. Das ist nicht abfällig gemeint.

Die Amerikaner haben die Indianer ausgerottet. Da gibt es nichts schön zu reden. Es war jedoch eine epochale Auseinandersetzung. Sie wurde mit der fortschreitenden Besiedlung des Planeten immer wieder ausgetragen – zwischen Nomaden und Seßhaften. In der Prärie jagte der Indianer noch weiträumig Büffelherden, im drangvoll engen Europa drohte der Hunger. Es mangelte an Land. So wanderten die Armen aus, segelten über den Großen Teich, zogen weiter nach Westen. Die Büffel verschwanden, die Indianer folgten. Das Land wurde bebaut. Die Geschichte hatte gesprochen.

Auf den Plantagen des Südens schufteten Schwarze. Die Arbeit mit der Baumwolle war Weißen nicht zuzumuten. Afrikaner waren außerdem billig. Die Zustände bei der Verschiffung der Sklaven waren unbeschreiblich, die Todesquote hoch. Längst lag der Bann auf dem Sklavenhandel. Doch es lohnte sich noch immer. Die Tragödie des Sezessionskrieges erscheint wie eine böse Züchtigung Gottes. Der industriell entwickelte Norden brauchte keine Sklaven. Man nahm Partei für die Afrikaner. War es
missionarischer Eifer – und nur das? Wenn man an Abraham Lincoln's lauteren Absichten glaubte – galt das für die Yankees allgemein? Es gab jene, die horrende Summen am Kriege verdienten.              
Der Blutzoll waren 600.000 Menschen, die gleiche Anzahl wie die deutschen Bombentoten im Zweiten Weltkrieg.  Die Risse sind vernarbt, aber das Drama lebt in der Stille fort. Trotz Bürgerrechtsbewegung. Wer als Weißer in Alabama, Mississippi , Arkansas Geschäfte mit Schwarzen machen will, sollte sich vorsehen.

Die persönliche Freiheit  bedeutet dem amerikanischen Bürger ungeheuer viel. Zu ihrem Verständnis gehört der ungehemmte Besitz von Waffen. Die National Rifle Association hat über vier Millionen Mitglieder. Es gibt rund 10000 Schützenvereine. Jedwede gesetzliche Kontrolle des Waffenbesitzes wird starrsinnig abgewehrt. Die Waffen sollen in einem Kasten gesichert untergebracht sein, die Munition getrennt davon. Das ist freilich Privatsache. Nicht immer steht ein Unfall mit Waffen in den Blättern. Der Sohn einer Bekannten wurde von einem Freund lendenlahm geschossen. Eine zufällige Kugel. Irgend ein Narr richtet mal wieder eine Waffe gegen unbeteiligte Menschen. Das nimmt der biedere Amerikaner in Kauf. Auch wenn es seine eigenen Kinder wären.

Überhaupt der Tod! Der Erfinder Thomas A. Edison erhoffte sich gute Geschäfte mit seinem Elektrischen Stuhl. Meistens saßen Schwarze darauf. Entspannt ist das Verhältnis des Amerikaners zur Todesstrafe. Die Bibel erlaubt sie. Eine hochzivilisierte Nation mit Astronauten, die schon auf dem Mond waren – aber sie hat die sittlichen Reife von kindlichen Bibelgläubigen. Das Recht in europäischen Staaten richtet sich nach einem christlichen Ethos, angepaßt an eine moderne Geistigkeit. Es war eine finstere Geschichte, aus der wir lernen mußten. Amerika hat so etwas nicht nötig. Amerika ist das Maß aller Dinge. Nichts und niemand wird daran etwas ändern. Es ist taub gegen Ratschläge. Seine Macht ist vollkommen. Vermutlich könnten die Vereinigten Staaten anders gar nicht anders existieren.

Trotz Bombenterror und Tiefflieger haben mich als Zehnjährigen die Rheinwiesenlager am stärksten entsetzt. Dorthin hatte man die deutschen Soldaten gebracht, die sich der US-Armee ergeben hatten. Die Truppen hatten sich  in Massen vor den Sowjets nach Westen abgesetzt. Es sollen 3-4 Millionen gewesen sein. Inzwischen war der Krieg zuende, es gab keinen Feind mehr zu bekämpfen. Wenn es keinen Krieg mehr gab, dann auch  keine Kriegsgefangenen – und folglich keine Fürsorgepflicht für diese. Diese Version wurde offiziell von den Besatzern vertreten, widersprach aber dem Geist der Genfer Konvention.  Die Logistik war sicher extrem angespannt, die Lager existierten ein halbes Jahr. Lager konnte man so etwas nicht nennen: Es waren Wiesen und Felder, ohne Unterkünfte, von Stacheldraht umzäunt, von dem aus gefeuert wurde. Die Soldaten mußten sich ohne Werkzeuge Erdlöcher graben. Darin vegetierten sie und verrichteten ihre Notdurft, manche krepierten im Dreck oder ertranken, wenn es regnete. Daß das so sein sollte, war General Dwight D. Eisenhowers persönlicher Befehl: Den Eingeschlossenen den Status von Kriegsgefangenen zu verweigern – und damit den Anspruch auf menschliche Behandlung nach der Genfer Konvention. Es gab keine Verpflegung, keine medizinische Betreuung, keinen Postverkehr, nicht einmal eine Registrierung. Das IRK wurde nicht eingelassen, damit die haltlosen Zustände nicht ruchbar würden. Lebensmittel durften nicht gebracht werden, obwohl Zivilisten dies anboten. Einen Hilfszug aus der Schweiz schickte man zurück. Einige Monate kann der Mensch mit seinen körperlichen Reserven überleben. Deshalb darf die  Zahl der Toten mit nur knapp unter 50000 nicht überraschen. Ich habe diese Nachrichten von einem Onkel, der eines Tages klapperdürr aus dem Lager Heidenheim ankam. Er sagte: die Bäume hatten keine Blätter mehr – alles kahl gefressen. Es ist überliefert, daß man Eisenhower Bilder von Konzentrationslagern gezeigt hatte mit skelettartig abgemagerten Häftlingen. Da soll er den Befehl gegeben haben:  Auf die deutschen Gefangenen sei die Genfer Konvention nicht anzuwenden.  Es hellte sich Himmel nach knapp drei Jahren auf!  Die Luftbrücke wurde geschaffen, Rosinenbomber retteten Berlin im Belagerungszustand, es waren knapp 280000 Flüge. Helden waren sie alle, die Piloten der US-Air Force und der Royal Air Force – aber die strahlendste Gestalt war Gail Halvorsen – der Flieger, der die Bonbons den Kindern zuwarf. Es war der Beginn einer Freundschaft, die kein anderes Wort verdient.

Mehrmals schon hatte ich das EPCOT-Center bei Orlando in Florida besucht. Ich war dort immer glücklich – woran lag das wohl? Die zupackende Art, die positive Sicht, dieses es wird schon wieder alles gut werden. Das war es wohl. Das ist viel Zweckoptimismus. Nun, wenn es hilft. Dem Amerikaner sind unsere europäischen Urängste fremd. Als fehle ihm diese ungute Dimension der Schwarzseherei, Nörgelei, kalten Zurückweisung. Der Amerikaner ist umgänglich, macht gern Spaß, ist hilfsbereit, großzügig. Dafür möchte er auch geliebt werden. Er versteht nicht, was es an ihm zu kritisieren gäbe. Er ist bekümmert, wechselt das Thema.

Ich habe mich in Amerika immer wohl gefühlt. Eigentlich habe ich nur nette Amerikaner getroffen, selbst in der Besatzungszeit. Schon als Jugendlicher war mein sehnlichster Wunsch: Endlich in dieses Land der unbegrenzten Träume zu gelangen. Als Schüler schaffte ich es nur bis in den Englisch-Club, den die amerikanische Kommandantur in der Kleinstadt Cham, Oberpfalz, in einer konfiszierten Villa eingerichtet hatte. Wir waren ein Dutzend Leute. Eine zahnlose, pensionierte Lehrerin hatte Amerikaerfahrung, wir hörten ihr mit roten Ohren zu: Dort drüben gab es Schulbusse. Und noch andere wundersame Dinge: ja, ein Traumland. Man versorgte uns mit amerikanischen Broschüren, eine kleine Bibliothek durften wir benutzen, man spendierte regelmäßige Filmbesuche für 30 Pfennig, auch Zirkusveranstaltungen. Es machte uns keine Mühe, gute Demokraten zu werden. Seltsam: dieses glanzvolle Image ist heute differenziert, im Wesentlichen aber ungetrübt. Ich hatte die dreißig schon überschritten, als ich erstmals im eigenen Auto nach New York fuhr. Es war der heiße, von  Aggressionen aufgeladene Sommer 1966.

Ja, und jetzt regiert dort Obama – endlich! Nach dem Katholiken J.F.Kennedy ein Schwarzer. Wann wird ein Jude Präsident? Er wird – vor der Wahl - versprechen: Das Folterlager Guatanamo auf Kuba wird aufgelöst.

 

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